Angeregt von den Forschungen der WissenschaftlerInnen des Fraunhofer IAO über den aktuellen Lebensmittelverbrauch des Werksviertels, begann Judith Egger damit, sich intensiver mit der Produktion von Eiern und dem Leben der Hühner zu beschäftigen.

Die Wissenschaftlerinnen hatten ermittelt, daß die Gastronomie des Werksviertels pro Woche 2500 Eier verbraucht. Wie würde es in der Zukunft im Viertel aussehen, wenn die Eier ganz konkret an Ort und Stelle produziert würden?

Für die Dauer der Ausstellung war ein großer mobiler Hühnerhof vorgesehen, der inmitten des Werksviertels platziert worden wäre. Mit diesem und vor allen Dingen mit den Hühnern wollte Judith Egger performativ in Interaktion treten. Es stellte sich aber heraus, daß der Inhaber dieses Hühnerhofs seinen Plan geändert hatte – er konnte die Normen und Vorgaben der professionellen Hühnerhaltung nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren und verkaufte seinen Betrieb. 

Dies wiederum lenkten das Augenmerk Judith Eggers auf die problematischen Aspekte der Eierproduktion.  

Die Installation „Hühnerstall VIDAXL, Stahl, verzinkt“ weist auf die naturfernen, gewaltvollen Aspekte unserer aktuellen Lebensmittelproduktion hin.

Der Stall steht auf einem Parkplatz zwischen den parkenden Autos – mitten in der Tiefgarage unterhalb des Knödelplatzes. Er befindet sich direkt auf dem Asphalt, inmitten von Abgasen und permanentem Neonlicht. Stroh, Futter- und Wassertröge deuten auf die Versorgung von Lebewesen hin. Der Stall ist zwar unbewohnt, dennoch zeugen eine größere Anzahl von Eiern davon, daß hier einmal gebrütet wurde.

Die Eier sind schwarz, teilweise deformiert und aus manchen stehen Glassplitter heraus. 

 

Die Arbeit unterstreicht den enormen Verdrängungsmechanismus, der es uns als Gesellschaft erlaubt, unsere Mitlebewesen rücksichtslos zu unterdrücken und auszubeuten und ihnen jeden Anspruch auf ein artgerechtes und naturnahes Leben abzusprechen. 

Da sich die Ausstellung „fu:topia“ besonders mit der Lebensmittelproduktion der Zukunft befasst, will diese Installation hier einen Impuls setzen. 

Wäre es nicht angebracht, das Wohl von Tieren und Pflanzen wieder viel mehr in den Fokus zu nehmen und bei allen Überlegungen zur Zukunftsgestaltung an vorderster Stelle 

immer mitzudenken?