Le/bens/freu/de, die
Fünf ausgewählte Einzelbilder aus dem online Archiv von Der Greif der letzten 12 Monate wirken wie Fenster, um den Passant:innen visuelle Impulse an den Fassaden des WERK3 und WERK4 zu vermitteln. Die von der künstlerischen Leiterin von Werksviertel-Mitte Kunst Martina Taubenberger und Caroline von Courten, Kuratorin bei Der Greif, komponierten Fotografien nehmen dabei einen für das Selbstverständnis des Werksviertel-Mitte zentralen Begriff in den Fokus: Lebensfreude.




Es geht nicht darum, Lebensfreude abzubilden oder vorzugeben, was dieser Begriff heißt“, erläutert von Courten den kuratorischen Grundgedanken, „sondern darum, eine Reflexion und einen Diskurs darüber anzuregen, was jeder und jede einzelne von uns eigentlich darunter versteht.“ Denn dass das in einer vielfältigen Gesellschaft sehr individuell sein kann, zeigte schon der Weg hin zur Endauswahl. „Wir haben intern viel über den Begriff diskutiert, auch mit dem Eigentümer des Geländes und mit der Geschäftsführung der OTEC“, erzählt Taubenberger, „Es ist eben oft nicht einfach das aus der Werbung bekannte strahlende Kindergesicht. Lebensfreude ist ein komplexer Begriff, der durchaus auch nachdenklich oder still sein kann.“
Daher sollten auch Zwischentöne mitschwingen, die es braucht, um den Städtebau von morgen menschennah zu gestalten – ökologische und soziale Nachhaltigkeit und (sozio)kulturelle Interventionen gehören ebenso dazu wie Sichtweisen auf die Begriffe Diversität, Inklusion, Gerechtigkeit. Dass das auch kontrovers sein könne, sei klar – und gewollt, so die beiden Kuratorinnen. Die ausgewählten Bilder reflektieren daher Visionen oder Beziehungen, die durch den Kontext des Werkviertels einen urbanen Bezug bekommen, selbst aber nicht zwingend nötig diesen abbilden. Gerade die Begegnung zwischen den Fotos und den Fassaden soll dialogisch wirken.
Die ausgestellten 5 Fotografien – eine davon sogar weithin sichtbar haushoch an der Fassade des WERK4 – sind so auch kein finales Statement, sondern sollen den Anfang einer dauerhaft angelegten Wechselausstellung im öffentlichen Raum setzen. Geplant ist, die Fotografien nach einigen Monaten teilweise oder ganz durch andere Motive zu ersetzen, um den exemplarischen Charakter der Interpretationen zu verdeutlichen und immer wieder neu einen Austausch über die dem Werksviertel-Mitte zu Grunde liegenden Werte anzuregen. Wann die nächste Motivserie gehängt wird, steht noch nicht fest.
„Le/bens/freu/de, die“ ist eine Kooperation zwischen dem Programm Werksviertel-Mitte Kunst und der internationalen Organisation für zeitgenössische Fotografie Der Greif, die als Stipendiatin des Atelierförderprogramms ihren Sitz im WERK3 im Werksviertel hat. Beauftragt und finanziert wurde das Projekt durch die OTEC GmbH & Co. KG als Entwicklerin des Werksviertel-Mitte.
Die Fotoausstellung „Le/bens/freu/de, die“ ist von der Atelierstraße / dem Mariss Jansons Platz aus einsehbar.