Kunst

( Station #3 )

Stairway to Heaven // Kloßkopf zieht in den Himmel

Kloßkopf zieht in den Himmel ist eine offene Erzählung, die das Treppenhaus als Aufstiegsort einbezieht, und formal mit realen Treppen und Treppen im Bild arbeitet. Diese Mischung aus realem und fiktivem Raum, macht einen guten Teil des Reizes dieser Arbeit aus. Auf seinem Weg nach oben trifft „Kloßkopf“ eine Reihe Figuren, bis er in den obersten Etagen dann verspeist wird. Und als Kloß am Firmament landet. Die gesamte Arbeit ist am besten abends im Dunkeln, bei beleuchtetem Treppenhaus und aus etwas Entfernung zu betrachten. Dann kommen die auf Fernwirkung angelegten großen Elemente im oberen Bereich visuell zum Tragen und das gesamte räumliche optische Verwirrspiel tritt in Kraft. Wenn wir hingegen unten, direkt am Fenster stehen, können wir in die untere Etage schauen, die folgerichtig die Hölle ist. Wir befinden uns auf Ebene 0, eine bettelnde Kartoffel sitzt zu Füßen des Sci-Fi Sensenmannes, der den Aufstieg zum Himmel bewacht. Ob wir real aufsteigen oder nur im Bild dem Rattenfänger folgen, wie die gewaltige Figur auf dem ersten Treppenabsatz, die es nur noch mit Rollator schafft, oder ob wir von Christophorus getragen werden, wie der Knabe daneben, wird bei allen von uns anders sein.

Schrat arbeitet mit verschiedenen Formen visuellen Erzählens. Seit 2019 arbeitet er an einer fünfbändigen Gesamtausgabe der Grimm’schen Märchen im zeitgenössischen Kontext. Schrat greift in seiner Arbeit auf populäre Geschichten zurück, von Märchen bis zu Starship Enterprise, um sie als Metapher für zeitgenössische Fragen einzusetzen. Dabei entstehen komplexe und doppelbödige Erzählungen, die gern humorvoll, auf den zweiten Blick jedoch bissig werden können. Historische Tiefen werden progressiv aktualisiert. Neben illustrationsnahen Formen und Graphic Novels, sind großformatige Wandbilder ein Hauptbereich seines Werkes. Die Wandbilder sind durchgängig als Silhouetten ausgeführt und zitieren damit eine historisierende Form, die zeitgenössisch aufgeladen wird (z.B. Milch & Honig, Casino des Jakob Kaiser Hauses im Deutschen Bundestag, 2004; Im Orbit des Mars... in Das mechanische Corps, HMKV Dortmund, 2015).
Einer vergleichbaren Mechanik entspringen Werkzyklen, die in traditionellen Handwerkstechniken und vorgeprägten Bildformaten ausgeführt werden und mit deren stark kultureller Konnotation arbeiten. So sind z.B. Intarsien-Arbeiten entstanden, deren extrem langsame und nicht reproduzierbare Herstellung Schrat als subversiv begreift. Mehrere Zyklen sind in Zusammenarbeit mit indischen Intarsien-Schneider:innen entstanden, so die 92-teilige Arbeit Outsourcing (2008), die sich im Besitz der Berlinischen Galerie befindet. Der Zyklus Orangerie bei Nacht (2016) greift erneut auf asiatische Tuschmalerei zurück, um eine Science-Fiction-Erzählung im Bildrollenformat zu entfalten.

Hard Facts

Künstler:in
Henrik Schrat
Jahr
2021/ 2022
Material
Acryl auf Hausinnenwand

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